Die Übeltäter: Zecken, meist der gemeine Holzbock
als Überträger der Krankheit
Anaplasma phagocytophilum heißt der Erreger der Anaplasmose beim Hund. Infizierte Vierbeiner zeigen oftmals keine Symptome. Wenn die Krankheit ausbricht, kann sie allerdings einen schweren Verlauf nehmen. Hinzu kommt: Die Bakterien sind weit verbreitet. Laut einigen Studien sind bis zu fünfzig Prozent der Hunde in Deutschland infiziert – in anderen europäischen Ländern sogar noch mehr. Das Tückische: Die Erreger befallen die neutrophilen Granulozyten. Das sind Zellen, die zu den weißen Blutkörperchen gehören und als Bestandteil des Immunsystems Krankheitserreger eigentlich abwehren sollten. Zum Teil umgehen die Bakterien so das Abwehrsystem des Hundes.
Anaplasmose wird durch Zecken übertragen, bei Hunden in Europa vor allem durch die Zeckenart ‚Gemeiner Holzbock‘, wissenschaftlich ‚Ixodes ricinus‘ genannt. Nagetiere, Füchse oder Wildschweine übertragen die Bakterien beispielsweise auf die Zecken – bei der Verbreitung der Erreger über größere Distanzen spielen auch Vögel eine Rolle. Man schätzt, dass in Deutschland fast 15 Prozent der Ixodes ricinus-Zecken mit den Anaplasmen infiziert sind. Gelangt eine solche Zecke auf den Hund und sticht zu, dauert es ca. 36 bis 48 Stunden, bis die Anaplasmen auf den Vierbeiner übergehen.
Bricht Anaplasmose beim Hund aus, kann sich das durch verschiedene, eher unspezifische Anzeichen bemerkbar machen. Zu den möglichen Symptomen der Anaplasmose beim Hund gehören unter anderem:
Abgeschlagenheit/Lethargie und Appetitlosigkeit
Fieber
Punktförmige Blutungen in der Haut und Nasenbluten
Blasse Schleimhäute
Lahmen aufgrund von Gelenkentzündungen
Ein aufgeblähter Bauch und geschwollene Beine
Durchfall und Erbrechen
Eine erhöhte Atemfrequenz
Vergrößerte Lymphknoten
Selten: Husten und verstärktes Trinkbedürfnis
Eventuell neurologische Symptome wie Anfälle oder Bewegungsstörungen
Wohlgemerk : es sind mögliche Symptome die einzeln oder in Verbindung mit anderen Symptomen auftreten können.
Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Vierbeiner an Anaplasmose erkrankt ist? Dann sollten Sie den Hund unbedingt tiermedizinisch untersuchen lassen. In der Tierarztpraxis werden unter anderem die Organe mit bildgebenden Verfahren untersucht und Laborwerte analysiert – z. B. haben Hunde mit Anaplasmose meist eine verringerte Zahl an Blutplättchen (Thrombozyten).
Zusätzlich sollten die Bakterien auch direkt nachgewiesen werden, z. B. durch einen PCR-Test und die mikroskopische Untersuchung der Blutzellen. Hat der Hund Anaplasmen in den neutrophilen Granulozyten, so kann man das unter Umständen an bestimmten Strukturen in diesen Zellen erkennen.
Ein paar Tage bis Wochen nach der Infektion haben infizierte Hunde außerdem nachweisbare Antikörper gegen Anaplasma phagocytophilum – ein weiterer Hinweis auf die Krankheit. Eine akute Infektion lässt sich damit aber nicht nachweisen. In der Regel gelangt der Tierarzt oder die Tierärztin durch eine Kombination der verschiedenen Verfahren und Hinweise zur Diagnose der Anaplasmose beim Hund.
Ist die Diagnose der Anaplasmose beim Hund gesichert, kommt ein Antibiotikum zum Einsatz, z. B. Doxycyclin. Der Vierbeiner bekommt das Mittel zweimal täglich für zwei bis drei Wochen – bei anderen Mitteln können die Dauer und Häufigkeit der Gabe auch abweichen. Gegebenenfalls werden zusätzlich auch die Symptome der Anaplasmose behandelt, bei geschwächten Tieren z. B. mit einer Infusionstherapie oder bei Gelenkbeschwerden mit Schmerzmitteln.
Wird der Hund richtig therapiert, stehen die Chancen auf eine schnelle Besserung sehr gut. Vermutlich bleiben die Erreger aber ein Leben lang im Hundekörper – denn auch wenn sich keine Krankheitssymptome mehr zeigen, können die Anaplasmen wahrscheinlich nicht mehr vollständig beseitigt werden.
Anders als z.B. bei der Borreliose, gibt es gegen Anaplasmose beim Hund in Deutschland keine Impfung. Um zu verhindern, dass sich Hunde mit Anaplasmose anstecken, ist ein effektiver Zeckenschutz die beste Wahl. Hierzu gehören zum einen Mittel gegen Zecken, zum anderen auch das regelmäßige Absuchen des Vierbeiners nach Spaziergängen und Aufenthalten im Freien.