Ein, im Vergleich zur Körpergröße, kleines Organ, wird in seiner Wichtigkeit sehr oft verkannt.

Die Schilddrüse.

Dabei hat die Schilddrüse sehr sehr großen Einfluss auf viele Funktionen im gesamten Organismus.

Während bei Katzen oftmals eine Überfunktion diagnostiziert wird, sind Hunde in fast allen Fällen mit einer Unterfunktion belastet.


Welche typischen Symptome gibt es?

Keine, daher wird die Schilddrüsenunterfunktion auch gerne der große Imitator genannt. Es gibt eine Vielzahl von Symptomen der Haut und der anderen Organsysteme, von denen einzelne oder viele in allen denkbaren Kombinationen auftreten können. Dies macht die Diagnose mitunter schwierig!

Hautsymptome sind schlechtes oder verzögertes Haarwachstum, Haarausfall ohne Juckreiz v.a. im Bereich des Körpers, insgesamt schütteres Haarkleid, trockenes und/oder brüchiges Fell, vermehrte Schuppenbildung, Neigung zu Hautinfektionen und Ohrentzündungen mit Bakterien.

Allgemeine Symptome wie Konditionsmangel, Bewegungsunlust, Gewichtszunahme, Aufsuchen warmer Plätze bzw. Wärmeintoleranz im Sommer sind häufig.
Unregelmäßigkeiten bei der Läufigkeit, Gesäugeanbildung mit und ohne Milchproduktion, verringerte Libido und geringere Spermaqualität werden relativ oft gesehen.

Seltener sind Herzprobleme (Herzrhythmusstörungen, Cardiomyopathien) und Veränderungen neurologischer Art wie nachlassendes Hörvermögen, Taubheit, Lahmheiten, Lähmungserscheinungen auch der Gesichtsnerven und epileptische Anfälle.

Am Auge können verschiedenste Veränderungen, beispielsweise Hornhautgeschwüre, Lipidosen etc. auftreten.



Was ist die Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion?

Grundsätzlich kennt man beim Hund 2 Mechanismen, die zu einer Schädigung des funktionellen Schilddrüsengewebes führen:
Die häufigste ist die chronisch-entzündliche Veränderung, die völlig unbemerkt verläuft, bis durch die Entzündungsreaktion ein großer Teil des Schilddrüsengewebes zerstört und durch nicht-hormonbildendes Bindegewebe ersetzt worden ist.
Die zweite (seltenere) Form ist eine autoimmune Thyreoiditis, bei der der Körper Antikörper gegen sein eigenes Schilddrüsengewebe bildet und dieses dadurch zerstört.

Von der echten Schilddrüsenunterfunktion unterschieden werden muß das sogenannte Euthyroid sick syndrome, bei dem die Schilddrüse durch andere Ursachen in ihrer Hormonproduktion gebremst wird.
Hierzu gehören schwere Erkrankungen wie beispielsweise tiefe bakerielle Entzündungen oder Cushing-Erkrankung ebenso wie zahlreiche Medikamente (Cortison, Phenobarbital, manche Antibiotika etc.).
Auch bei einer Untersuchung der Schilddrüsenwerte unmittelbar nach oder bei Cortisonbehandlung sind demnach erniedrigte Werte zu erwarten, ohne dass eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt!

Welche Hunde bekommen eine Schilddrüsenunterfunktion und wann?

Die meisten Hunde sind in mittlerem Lebensalter, wenn Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion auftreten. Da diese gewöhnlich schleichend beginnen, der Hund oft als erstes einfach nicht mehr so gerne spielt oder spazieren geht (was oft auf das zunehmende Alter zurückgeführt wird), vergeht meist einige Zeit, bis eine Schilddrüsenunterfunktion schließlich diagnostiziert wird.
Die meisten Tiere sind dann 4-8 Jahre alt. Wahrscheinlich beginnen die ersten Veränderungen in der Schilddrüse bei prädisponierten Hunden bereits im Alter von 2 Jahren.

Grundsätzlich können alle Hunde eine Schilddrüsenunterfunktion entwickeln. Überdurchschnittlich oft sind Tiere mittelgroßer und großer Rassen betroffen, insbesondere Airedale-Terrier, Golden Retriever, Labrador Retriever, DSH, Dobermann, Boxer, Riesenschnauzer etc. Eine Ausnahme bilden die Dackel, die, obwohl nicht mal mittelgroß, gleichfalls zu dieser Erkrankung neigen.



Wie wird die Diagnose gestellt?

Der Vorbericht, die Ergebnisse der Untersuchung des Patienten und verschiedene Blutparameter liefern die Verdachtsdiagnose, die dann durch eine Blutuntersuchung im Speziallabor, bei der verschiedene schilddrüsenspezifische Parameter bestimmt werden, überprüft wird.

Lieber Leser und Interessierter: Bitten Sie in Ihrem Interesse ihren Tierarzt schon bei einem Verdacht Ihrerseits eine solche Blutuntersuchung zu machen. Sicherlich ist das mit Kosten verbunden...es gibt aber die Sicherheit ob Ihr Hund evtl. disponiert ist.

Wie wird behandelt?

Die Schilddrüsenunterfunktion ist hervorragend behandelbar. Die nicht genügend produzierten Hormone werden in Tabletten- oder flüssiger Form substituiert (Wirkstoff: Levothyroxin oder T4). Eine Besserung der allgemeinen Symptome tritt meist schon binnen 2 Wochen nach Therapiebeginn auf, Haut- und Fellveränderungen benötigen bis zur sichtbaren Besserung meist mindestens 4-6 Wochen.

Da Schilddrüsenhormone beim Hunde schlechter als beim Menschen aus dem Darm aufgenommen und viel schneller verstoffwechselt werden, müssen sie, gemessen am Körpergewicht, um ein Vielfaches höher dosiert werden.

Wie wird die Behandlung kontrolliert?

Aufnahme und Verstoffwechslung der Schilddrüsentabletten können von zahlreichen Faktoren beeinflusst werden. Um sicherzustellen, dass der Patient die optimale Dosis erhält, wird etwa 2 Monaten nach Behandlungsbeginn die erste Blutspiegelkontrolle durchgeführt. Hier wird exakt 4 Stunden nach der morgendlichen Tablettengabe Blut zur Messung des T4-Blutspiegels entnommen und die Dosierung dann eventuell dem Ergebnis angepasst. Diese Kontrolluntersuchungen werden alle 3-6 Monate wiederholt. Die Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion ist i.d.R. lebenslang (Ausnahme: Euthyroid sick syndrome)



 
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